Hessenschach 14/13

Neu: Heusenstammer Schloss-Open, 20.-23.November, jetzt anmelden!

http://www.heusenstammer-schloss-open.de

  • IM Alexander Donchenko gewinnt Karl-Mala-Gedenkturnier
  • Schach-Olympiade in Tromsö/Norwegen
  • Nach der Saison ist vor der Saison

 

IM Alexander Donchenko gewinnt Karl-Mala-Gedenkturnier

Endgültig etabliert als Hessens größtes Schachturnier hat sich das Karl-Mala-Open, ein Gedenkturnier zu Ehren eines der Ur-Gesteine in der Rhein-Main-Region und ehemaligem Mitglied der veranstaltenden Schachfreunde aus dem Frankfurter Stadtteil Griesheim.

Die magische Marke von 300 Teilnehmern war im letzten Jahr sehr ambitioniert angepeilt, jedoch noch knapp verfehlt, aber dafür aktuell deutlich übertroffen worden: knapp 330 Teilnehmer bedeuten eine Steigerungsrate von 10%, was sich letztlich auch im Turnierbudget niederschlägt.

Im Vergleich zu 2012 konnten gar 100(!) Spieler mehr in einer der größten Saalbauten Frankfurts begrüßt werden. Seitdem können nicht mehr alle Spieler in einem gemeinsamen Saal untergebracht werden, sondern man muss mehrere der Clubräume im Saalbau Griesheim in Beschlag nehmen.

Das Organisationsteam um Ralph Blum und Ryszard Dyga ist engagiert und lernfähig, und so ist der seit fast 20 Jahren andauernde Erfolg dieses Turniers für Insider kein Geheimnis.

Trotz der hohen Teilnehmerzahl ist das Turnier noch nicht an seine Kapazitätsgrenze gestoßen, allerdings wäre die seit 2012 eingeführte Aufteilung in zwei nach Spielstärke aufgeteilte Open in nunmehr drei Teil- Open eine logische Konsequenz.

Weit über 200 Teilnehmer im A- Open bedeuten für ein siebenrundiges Open ein gewisses Risiko in der Unterscheidung der Plätze an der Spitze, nämlich wenn die Top10 oder Top20 in nicht ausreichender Weise gegeneinander antreten können; oder sogar mehrere Spieler mit 7 aus 7 am Ende an der Spitze stehen könnten. Luxusprobleme in einem nicht auf Qualifikationen ausgerichtetem Turnier!

IM Alexander Donchenko, der neuerdings für Hansa Dortmund in der Bundesliga auf Punktejagd geht, führte zwar das Feld zu Beginn in der Startrangliste nicht an, wurde aber, wo er schon einige Turniererfahrung auf dem Buckel hat und auf der Jagd nach dem GM-Titel ist, als nicht ganz so geheimer Favorit gehandelt; und wurde diesem Ruf gerecht.

Mit 5 Siegen und 2 Remis, und damit dem identischen Ergebnis wie Platz zwei und drei, aber der deutlich besseren Buchholtz- Wertung, gewann der Junginternationale eines der großen Open auf deutschem Boden. Herzlichen Glückwunsch!

Platz 2 ging an den ehemaligen hessischen Meister GM Vitaly Kunin aus Mörlenbach, der den Ingolstädter IM Alexander Maier, ebenfalls nach Zweitwertung, auf Rang 3 verdrängen konnte.

Im B-Open, wo weniger als ein Drittel der Spieler des gesamten Events und genauso viele wie im letzten Jahr am Start waren, gelang es Michael Sefeloge vom SV Turm Lahnstein sich an der Spitze zu behaupten. Ihm dicht auf den Fersen war Markus Reinisch vom Wiesbadener SV, der nur einen halben Punkt in der Zweitwertung von ihm getrennt blieb.

Tja, ja, die Zweitwertung: Buchholtz ist zwar spannend quasi bis zur letzten

Partie im Turnier, aber ob es wirklich sinnvoll ist, möglicherweise irgendwo im Mittelfeld des Turniers die Entscheidung an der Tabellenspitze zu beeinflussen?

Eine Überdenken dieser Bewertung und auch der etwas seltsam anmutende Aufbau der Startrangliste in einem Nicht-Normenturnier wäre ratsam. So werden zu Beginn alle Teilnehmer mit DWZ, aber noch ohne ELO, hinter die Teilnehmer mit ELO einsortiert. Wissend darum, das die ELO der DWZ um etwa 200 Punkte im Schnitt vorläuft, und so Spieler mit DWZ von knapp 2000 hinter Spieler mit ELO unter 1500 eingruppiert werden, lassen einem die Augenbrauen nach oben gehen. Ist das noch ein Luxusproblem?

Wo definitiv etwas in die falsche, zumindest nicht richtige Richtung läuft, ist die Webseite (sorry Ralph, nicht persönlich nehmen!).

Die Navigation ist bei so vielen Teilnehmern sicher nicht einfach, aber dennoch machbar; auch wenn man sich nur einfachster Techniken bedient.

Neue „Like“- und „Share“ -Funktionen sind vielleicht Hip, aber insgesamt eher Flop, wenn sie eher nerven statt unterstützen. Komplexe Strukturen und Technologien sind kein Garant für eine intelligente Benutzerführung.

Statt solcher Gimmicks sollte man, meiner wenigen Erfahrung gemäß, eher auf die Vollständigkeit von Namen achten, darauf das zeitnah über abgeschlossene Runden und neue Paarungen berichtet wird, und man auch am Ende des Turniers auf Vollständigkeit Wert legt (wo sind die Ergebnisse der 6.Runde im A- Turnier?). Warum gibt es eigentlich keine Scorecards? Oder Fortschrittstabellen, Zwischenauswertungen von DWZ und ELO? Das es im Bereich des Archivs fast nur Links gibt, die ins Daten- Nirwana führen, sollte Jemanden zur Fleißaufgabe verpflichten!

–> http://www.schachgesellschaft-griesheim.de

 

Schach-Olympiade in Tromsö/Norwegen

Wer Polarkreis hört, hat meist irgendwie die robusten Kerle in den Funktionsklamotten in Erinnerung, wo man, wenn man denen ins Auge schauen wollte, immer sich selbst in den Sonnenschutzbrillen sieht, und die Gesichtsbehaarung ist selbstverständlich mit kleinen Eiszapfen übersäht. Im Hintergrund, der jeden Weißabgleich der digitalen Kamera fordert, findet sich dann die übliche mitwandernde Behausung in Form eines 0,5-Mann-Zeltes.

Wer also nun von Tromsö (Watt?) hörte, und dann feststellte, das es irgendwo nördlich dieser „Todeszone“ und unweit des Ortes Nordkap lag, der alleine schon durch bloßes Hören die Körpertemperatur um einige Grad sinken lässt, wird sicher nicht die Urlaubspläne in diese Richtung geändert haben.

Mit dem Auto sind es ein bis drei Tagesreisen, je nachdem, wo man in Deutschland startet und wie ambitioniert man es angehen möchte.

Das man am Ende der Welt keinen internationalen Flughafen erwarten darf, sollte keine Überraschung sein, und auch einen Hochgeschwindigkeitszug schickt man nicht in diese Region.

Tromsö ist aber eine Hafenstadt, und Norwegen hat eine malerische Küste, insbesondere wenn diese in die Fjorde hinein begutachtet, und so könnte eine Schiffsreise das Mittel der Wahl sein.

Der gemeine Norweger und inspirierte Urlauber steigt dann in die durchaus beliebten Schiffe der bekannten Hurtigruten ein, und lässt sich so gen Norden schippern.

Wer nur mal so zum Schauen und Vergleichen der Schach- Olympiaden, also immerhin einem Mannschaftswettbewerb im königlichen Spiel, anreisen möchte, kann nur stilecht ins Königreich der Wikinger mit einem Schiff Ihrer Majestät in den Hafen einlaufen, der Queen Mary 2.

Schade nur, dass der Reiseplan einen Aufenthalt von nur einen Tag in Tromsö vorsah, und das war ausgerechnet der Ruhetag vor der letzten Runde. Dumm gelaufen! Hat aber den Vorteil, dass man nicht so sehr auf ein Heer von Schachspielern fixiert ist, sondern etwas aus der Distanz betrachten kann.

Auf dem Weg von Hamburg in die nördliche Einöde konnte man in drei verschiedenen Häfen sich einen Eindruck davon verschaffen, was man in Norwegen von der viertgrößten Sportveranstaltung der Erde hält. Nun, man hat schon davon gehört. Rein äußerliche Zeichen, also Werbung im klassischen Sinne, war dagegen nicht auszumachen.

In Tromsö selbst änderte sich zwar das Bild, und auch wenn auf diversen Webseiten, die weit im Vorfeld über die Olympiade berichteten und den Eindruck erweckten, hier wird Schach auch nach Außen erkennbar zelebriert, war seeseitig nichts von einer Schach- Hauptstadt zu erkennen.

Im Straßenbild waren dann doch einige Schachikonen zu erkennen. Gari Kasparov etwa verzierte das Stadtbild dieser Hafenstadt mit seinem überlebensgroßen Konterfei, und allgegenwärtig waren Banner, Plakate und andere Drucksachen mit dem Konterfei eines zunächst als norwegischen GM gewähnten grauhaarigen Mitvierzigers, der sich aber bei einer späteren Führung durch die heiligen Hallen als Vorsitzender des hiesigen Schachklubs zu erkennen gab.

Der Veranstaltungsort war genau das, als was er angekündigt wurde: eine ehemalige Lagerhalle, direkt am Hafen gelegen. Mein Problem ist nun, dass ich lediglich Dresden als Vergleich habe. Und da hat es Tromsö und die ehemaligen Mack-Bier-Hallen schwer, mitzuhalten.

Drinnen ging es schachlich funktional zu, und mir sind keine besonderen auf Zuschauer ausgerichteten Funktionen aufgefallen. Das Internet war hier sicherlich der richtige Tribünenplatz.

Der VIP Bereich, durch den ein geöffnetes Rolltor an der Seite der Halle führte, hatte den klassischen Charme eines IKEA Möbelaustellungsbereiches.

Für den eigentlichen Zuschauerstrom wurde eine Holztreppe („Gib dem Norweger ein Messer und ein Stück Holz, und er baut Dir ein Haus“) in eine LKW Laderampe integriert und wirkte auch etwas arg rustikal.

Die Tageszeitungen, die man am Tag nach der Vorschlussrunde am Ruhetag in Tromsö erwerben konnten, beschäftigte nach den etwas unkonzentrierten Auftritten des norwegischen Schachweltmeisters denn auch mehr das immer noch vorhandene Millionenloch im Etat und eine Anhörung oder Prozess, der dazu bereits im Gange war; ach ja, und Panzer-Erna spielte in mehreren Ausgaben einer sich mir nicht erschließenden wichtigen Rolle im Tagesgeschehen.

Die Dienstleister auf der Straße, also Taxifahrer, Kellner, Verkäufer, ließen so gar kein gutes Haar an der Veranstaltung, da man das mit der viertgrößten Sportveranstaltung auf Zuschauer projiziert hatte, und die Massen schon strömen sah.

Was in deren Augen dann wirklich kam, waren massenhaft Schachspieler, die finanziell durch den norwegischen Wechselkurs an den Rand des Ruins getrieben, nach Einsparungspotentialen suchten. Taxis, Restaurantbesuche, Museen, und alles sonst, wofür der Tourist sein Geld rausschmeißt, waren da nicht enthalten. Und da alle Übernachtungsmöglichkeiten durch „verarmte“ Schachspieler belegt waren, fehlten auch die regulären Touristen.

Nun, da Norwegen als eine der reichsten Nationen der Erde zählt, zumindest soll das Pro-Kopf-Einkommen das suggerieren, wird man es verkraften können.

Kaum zu verkraften waren für die Spieler, die näher am Äquator als am Polarkreis beheimatet sind, die langen tage, wo die Sonne sich nur kurz schlafen legt. Wer es gewohnt ist bei offenem Fenster zu schlafen, und dass es abends dunkel und erst irgendwann des Morgens wieder hell wird, hat so seine Probleme. Ältere mehr als Jüngere. Ein Spieler des Teams Gambia brachte es auf den Punkt: „Schlechter Wechselkurs, OK, ich esse und trinke weniger, damit wenigstens der Nikotinspiegel gehalten werden kann. Aber ich bin so erschöpft durch die langen Tageszeiten, dass ich am Brett einschlafen könnte“.

Als es am späten Nachmittag wieder losging Richtung Heimat, kam ich zu der Erkenntnis, das Norwegen mit Sicherheit eine Reise wert ist, aber Massenveranstaltungen eventuell doch nicht Polarkreis- kompatibel sind.

 

Nach der Saison ist vor der Saison

Das offizielle Ende einer Saison im deutschen Schachkalender ist der 1.September, und seit nunmehr vier Jahren beendet das Schlosspark-Open in Wiesbaden-Biebrich (wieder) diesen jährlichen Zyklus.

Während man in Frankfurt-Griesheim auf scheinbar unbegrenzte Ressourcen in puncto Raumangebot zurückgreifen kann, ist man im Jeanne Schütz Haus, dem Spiellokal des Gastgebers SV Wiesbaden, auf deutlich unter 200 Spieler begrenzt; will man denn einen gewissen Komfort für die Teilnehmer garantieren. Und man will!

So bleiben also nur Last-Minute und die Hoffnung, dass doch noch jemand kurzfristig aus irgendwelchen Gründen wieder absagt. Doch das ist wie bei den Lottozahlen: ohne Gewähr!

–> http://www.schlosspark-open.de

Da irritiert auch eher statt zu ärgern, dass nun schon zum zweiten Mal in Folge der hessische Viererpokal, und in diesem Jahr gleich mit beiden Finalrunden, auf dieses Open terminiert wurde. Aber irgendwann ist halt Schluss im Kalender und wo gehobelt wird, fallen eben Späne. Und wer mit dem Hobel nur mäßig umgehen kann, erzeugt eben noch mehr Späne.

Sei’s drum: die Cracks aus Gernsheim, Gießen, Heusenstamm und Lorsch können dann eben nicht an Hessens ältestem Open teilnehmen, aber werden so eben um den letzten hessischen Titel der Saison zocken.

Laut Ausschreibung finden Halbfinale und Finale an einem zentralen Ort statt, der aber wohl geheim bleiben muss.

–> http://hessische.schach-chroniken.net/50vp4_historie.htm

Danach sind wir jedenfalls im September angekommen, wo früher der Goldene Springer den Aufgalopp der neuen Saison in Form des Hessischen Pokalturniers symbolisierte. Den hat man nun erst mal irgendwo anders hin verlegt (aus den Augen, aus dem Sinn), aber auch so überschlagen sich im Veranstaltungskalender die Ereignisse.

Gleich das erste Wochenende ist mit drei Schachveranstaltungen „gesegnet“:

Zunächst stehen 5 Runden an drei Tagen beim Eschborner Open an.

Alternativ kann man zu einem Eintagesturnier in den Rheingau nach Geisenheim fahren, oder an die Bergstraße nach Bensheim. In beiden Fällen wird, fast zeitgleich, Schnellschach angeboten .

Das ursprünglich an diesem Wochenende und lange im Voraus eingeplante Schnellschachturnier von Niedererlenbach wurde erst verschoben und fällt nun ganz aus.

Am Wochenende darauf kann man sich mit einem weiteren Schnellschachturnier auf die Ende September beginnenden Mannschaftskämpfe einspielen. Der Schachklub Nied jedenfalls lädt zum Willy-Ellenberger-Gedenkturnier ein in den Frankfurter Westen ein und freut sich auf ein volles Haus!

Wer einfach nur mal so Chessbase, Fritz oder Houdini gekauft hat, weil dass doch so toll beim Analysieren helfen kann, der ahnt gar nicht, welche Möglichkeiten noch in diesen Programmen stecken.

Im Chess Tigers Trainings Center in Bad Soden erklärt Andre Schulz vom Hersteller Chessbase, wo der eigentliche Return on Investment steckt und wie man wirklichen Nutzen aus den Bits and Bytes ziehen kann.

An gleicher Stätte, wo auch Champion Anand und Gefolge an den Strategien für ein Comeback um die Krone im Weltschach tüfteln, wird Anfang Oktober übrigens die 1.Youth Classic an den Start gehen, ein Turnier für U14 Jugendliche.

Es ist auf 32 Teilnehmer, die in vier Gruppen aufgeteilt werden, gedeckelt, und hat diese Marke auch fast erreicht, aber es gibt auch noch eine Warteliste.

Alle weiteren Informationen zu diesen Events sind direkt über den Terminkalender erreichbar:

–> http://hessische.schach-chroniken.net/termine.htm

Gruß

Euer

Hans D. Post