Hessenschach 17/17

Offene Frankfurter Blitzmeisterschaft am 6.1.2018
http://bezirk-frankfurt.schach-chroniken.net/55bem_historie.htm

 

  • Ein Rückblick auf 2017
  • Und ein Ausblick auf das frühe 2018

 

Ein Rückblick auf 2017

Diese Rezension kann nur unvollständig sein, weil sie sich im Wesentlichen auf die größeren Veranstaltungen der mehrtätigen Open konzentriert und nur wenig über den Tellerrand hinausblickt. Es sind einfach zu viele Veranstaltungen, was sehr, sehr positiv ist!

Ein alter Bekannter tauchte wieder im Veranstaltungskalender auf, diesmal nicht mehr mit einem lahmen Gaul verbandelt, sondern eigenständig: Das Bad Zwesten Open!
64 Teilnehmer machten das Turnier zwar nicht gerade zu einem „größeren“ Event, und man ist weit entfernt von den früheren wirklich starken Teilnehmerzahlen, aber immerhin schien doch ein Wiederbelebungsversuch geglückt zu sein. Das Turnierjahr hatte seinen frühen Anfang wiedergefunden, schon in der ersten Januarwoche konnte man in Hessen an einem Open teilnehmen. Es siegte GM Vladimir Epishin.

Zuletzt war das Frühjahrsopen in Hofheim der Auftakt für eine gut acht- bis neun Monate andauernde Opensaison und die fünfte Auflage in 2017 versprach mit 167 und der damit zweitbesten Beteiligung nach 2015 einen guten Start in die Opensaison.

Mit 9 Runden und „nur“ 55 Teilnehmern im A- Turnier setzte sich mit IM Merijn van Delft die Nummer 11(!) der Startrangliste durch. Was wieder einmal mehr beweist, dass sich nicht zwangsläufig bei höherer Rundenzahl, erst recht, wenn die Teilnehmerzahl im Vergleich dazu eher niedrig ist, die absolute Spitze stets durchsetzt.

Das Schachturniere sich durchaus einer gewissen Beliebtheit erfreuen können, zeigt das unmittelbar im Anschluss und über Ostern stattgefundene GRENKE Chess Open in Karlsruhe. 1.200 Spieler in drei Teil- Open, und ebenfalls neunrundig, zeigen einmal mehr, dass weder das Dogma des „nie über Ostern“, und erst recht des „nie während der Schulferien“ nur eine plumpe Erfindung ist. Es geht!

Das Open in Hessen mit der mit Abstand längsten Turnierhistorie ist das um die Frankfurter Stadtmeisterschaft. Mit 167 Teilnehmern waren in insgesamt 117 Jahren nur einmal mehr Spieler an den Brettern gewesen. Die Verteilung der sieben Runden auf ebenso viele aufeinanderfolgende Montagabende sorgt auf „natürliche“ Weise dafür, dass nur Spieler aus der Region es schaffen hier teilzunehmen; und dem Namen Stadtmeisterschaft durchaus einen tieferen Sinn einzuhauchen. IM Hagen Poetsch verteidigte seinen Titel und gewann zum insgesamt dritten Male, hat somit nur noch 4 Spieler in der langen Liste derer vor sich, die mehr als dreimal erfolgreich waren.

Mit dem Start, oder zumindest dem Ende des Ried- Open ist man meist schon im Mai angekommen. Oder in Rheinland-Pfalz. Oder in Baden-Württemberg. Und man muss sich schon frühzeitig anmelden, um einen Platz in dem gut 150 Spieler fassenden Turniersaal zu bekommen.
Der beste unter 146 Teilnehmern wurde auch hier der Turnierfavorit, nicht der nach Titel, sondern nach DWZ bzw ELO: FM Thomas Höfelsauer vom SK München Südost.

Von den Meisterschaften der Hessischen Schachjugend mal abgesehen bietet der SK Gernsheim ein weiteres, beachtenswertes Jugendturnier an, das Pfingstopen. Mit 204 Teilnehmern, und damit steigender, zumindest anhaltender Beliebtheit, und sieben Runden an drei Tagen setzt es ebenfalls ein Dogma außer Kraft, nämlich dass 3 Runden an einem Tag zu anstrengend sind. Mag sein, gilt jedoch für alle. Schliesslich sind aus der Sicht der jüngsten, also den unter 8-Jährigen, einige ältere Herren von Mitte 20 mit am Start.
Die beste Kondition dieser Senioren hatte Marian Can Nothnagel vom SV Griesheim, denn er gewann das A- Open.

Dem Teenager-Alter entwachsen ist nun das Rhein-Main-Open nach seiner 20. Auflage. Mit einem seltsamen Namensvorläufer zu Beginn der 90er Jahre in Koblenz(!) und der eigentlichen Geburt 1998 in Wiesbaden sowie der Vorschulzeit in Frankfurt lernte das Turnier in Bad Homburg kräftig hinzu, und wuchs und wuchs. Nach zuletzt im Schnitt 220 Teilnehmern konnte man durch einen einmaligen Ortswechsel noch einmal merklich zulegen.
Mit GM Igor Khenkin setzte sich ein Spieler mit seinem insgesamt 4. Turniersieg in der Kurstadt durch, mehr als kein anderer.

Aufgrund der größeren Halle ist das Open in Vellmar, die Schachtage, an Bad Homburg in der Teilnehmerstatistik vorbeigezogen. Bei 246 Teilnehmern in drei Open gelang es dort dem Favoriten GM Viesturs Meijers sich gegen 108 Konkurrenten im A-Open durchzusetzen.

Im gleichen Monat Juli, wenige Tage nach Vellmar, gab es in Gießen das 20. Open zu sehen. Im Jahr 1982 erstmals am Start, dann ab 1998 erst mal gut 15 Jahre durchgepennt, und in 2014 wachgeküsst. So liest sich die kürzeste Chronik zu diesem Turnier. Noch traut man sich kein siebenrundiges Open zu, den Titel „größtes Open“ in der Kategorie der Fünfrundigen hat man für Hessen in diesem Jahr knapp gewonnen.
Es siegte IM Hagen Poetsch, der alle Partien gewinnen konnte.

Und schon sind wir im August angekommen und damit auch beim Schlosspark Open in Wiesbaden Biebrich. Noch ein Jahr früher als Gießen am Start, ebenfalls mit der Komponente Dornröschenschlaf behaftet, wenn auch nicht ganz so lange. Seit Jahren und nunmehr schon Monate im Voraus ausverkauft gehört es zu Hessens beliebtesten Turnieren.
In der langen Liste der Turniersieger taucht nun erstmalig GM Misa Pap auf.

Zum vierten Male bereits sind die Youth Classic am Start, ein heuer neunrundiges Open über das lange Wochenende des 3. Oktober gelegt. Mit 107 Teilnehmern erstmals eine magische Grenze geknackt rückt das Jugendopen immer mehr in den überregionalen Focus.
Event Champion, und das als Wiederholungstäter, wurde Jonas Gallasch von der SG Porz.

Das 13. Eschborner Open brauchte ein paar Jahre, um in der Beliebtheit nach vorne zu kommen, und nur knapp musste man bei den Größenverhältnissen Gießen den Vortritt lassen. Die Kapazität der Halle reicht aber für 150 Teilnehmer sicher aus, da geht also noch etwas.
Leider ist bei solchen kurzrundigen Turnieren der Turniersieg eher ein Glücksfall, insbesondere wenn die Buchholz- Fee in der Zweitwertung den Zauberstab schwingt.
Gemeinsam mit 5 Siegen gingen IM Marco Thinius und GM Vladimir Epishin durchs Ziel.

Nur eine Woche später ging das Open in Korbach an den Start und mit 187 Teilnehmern war es außergewöhnlich gut in der Breite besetzt, leider, es fehlten die Titelträger. Was die ohne Titel, wenn es um die Platzierung vorne geht, nicht weiter stört.
Gewonnen hat das A- Open Oele Dijkhuis aus dem niederländischen Utrecht, ungeschlagen und mit einem halben Punkt Vorsprung.

Der November brachte ein auch für Hessens Schachgeschichte bemerkenswertes Turnier an den Start: das Sparkassen Open in Heusenstamm!
Es bricht scheinbar mühelos alle Rekorde und selbst Deutschlands größtes Open, heute in Karlsruhe, davor in Deizisau, konnte in seinen Anfangsjahren nicht so schnell wachsen.
Schon im letzten Jahr und mit der dritten Auflage konnte man alle bisherigen Open toppen, für 2017 packte man nochmal ordentlich drauf. 410 Teilnehmer sind eine enorme Größe, zumal nicht jede Gemeinde über einen hinreichend dimensionierten Turnierort verfügt. Und Tische. Und Stühle. Und Holzbretter und Figuren. Und natürlich Digitaluhren.
Zum ersten Male meldeten die Veranstalter „ausverkauft“, und wer weiß wohin sich dieses Turnier entwickeln könnte, stünde mehr Kapazität zur Verfügung.
Auch dieses siebenrundige Turnier ist in drei Open unterteilt, und die 235 Teilnehmer im A- Open sind weit vorne in der Liste der monolithischen Open. Und die fast 50 Titelträger bündelten denn auch eine enorme Spielstärke im Kultur- und Sportzentrum Martinsee.

Mit den beiden ukrainischen Großmeistern Vitaly Sivuk und Oleksandr Bortnyk setzten sich zwei der zum engeren Favoritenkreis zählenden Teilnehmer durch. Mit FM Uwe Kersten finden wir einen mehrfachen Hessenmeister als besten Hessen auf Rang 15, und der ehemalige Frankfurter Stadtmeister FM Georg Legde folgt auf Rang 19.

Da ich selbst bei drei dieser Turniere in der Organisation relativ stark eingebunden bin, bleibt mir, zumal bei den sonst hier nicht weiter erwähnten Turnieren, wo ich auch nicht die Finger davon lassen kann, kaum noch Zeit, selbst den Beweis für meine stetig abnehmende Spielstärke zu liefern.

Mit einer Ausnahme: die Offene Frankfurter Stadtmeisterschaft im Chess960; und solange keiner den Gegenbeweis antritt, die älteste Stadtmeisterschaft in diesem Format, also eine mit langer Bedenkzeit. Wie meine Vorvorvorgänger ab 1900 arbeite ich also schon am nächsten Mythos.
Wie die große Schwester beginnend im April wird auch diese Meisterschaft an Montagabenden gespielt, und das im November und Dezember.

Mit FM Michael Stockmann hat sich nunmehr der sechste Stadtmeister in diese acht Einträge lange Liste verewigt.

 

Und ein Ausblick auf das frühe 2018

Noch bevor das Jahr 2017 endgültig zu Ende geht, besteht im Rhein-Main-Gebiet noch die Möglichkeit, entweder zwei Schnellschachturniere zu absolvieren, oder am Gedenkturnier zu Ehren des in diesem Jahr verstorbenen Wolfgang Schöbel in Schöneck teilzunehmen.

Schon früh in 2018 steht ein erstes Blitzturnier an: die Offene Meisterschaft im Bezirk Frankfurt in der Nordweststadt bietet die ersten Trainingsmöglichkeiten nach dem Jahreswechsel.

Und schon ab dem ersten Montag im Januar, Neujahr natürlich ausgenommen, beginnen wieder die Rally- Turniere im Chess Tigers Training Center in Bad Soden.

Und wie immer gilt: der Terminkalender der Schach-Chroniken.net hat stets einen Link zu diesen Turnierangeboten im Kalender gespeichert!

http://hessische.schach-chroniken.net/termine/kalender_aktuell.html

Eine schöne Weihnachtszeit noch, und erst recht einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

Gruß

Euer

Hans D. Post